Heilwig gründete 1245 ein Zisterzienserinnenkloster am Pepermölenbek – also im heutigen „gefühlten“ St. Pauli (Bezirk Altona). Nur 50 Jahre leben die Frauen mit den groben ungefärbten Woll-Gewändern hier, dann zieht das Kloster um in die Alsterniederung. Strassennamen wie Klosterstern und Jungfrauenthal sind dort die einzigen Überreste. Das Gelände hinterm Pinnasberg bleibt im Klosterbesitz.
„Wir wünschen daher bekannt zu machen, sowohl den Heutigen wie den Zukünftigen, daß wir einer Bittstellung des Bruders Adolf, des ehemaligen Grafen von Holstein und Schwester Heilwigs, seiner ehemaligen Frau, ein Nonnen-Kloster in unserer Gemeinde (Bistum) zu errichten, stattgeben. So nämlich daß, wer auch immer dort Propst oder Äbtissin sei, unserem Herrn Erzbischof und unserer Kirche Ehrerbietung zolle und gehorsam sei.“
So heißt es – auf Latein – in der Gründungsurkunde dieses einzigen Frauenklosters der Stadt Hamburg. Vermutlich war es ein Lehm-Fachwerkbau. Zum Besitz gehören zwei Höfe und eine Mühle. Gesichert ist, daß Maria die Schutzherrin des Klosters ist. Und daß Bremens Erzbischof Gerhard im Jahr 1249 allen Bauhelfern Ablass gewährt, der Erlass von Sündenstrafen. So konnte z.B. die Qual der Seele im Fegefeuer verkürzt werden. Der Bremer Erzbischof war Heilwigs Bruder. Heilwigs Ehemann war Adolf IV. von Schauenburg, mit dem sie vier Kinder hatte. Beide Eheleute entschieden sich dann für Klöster, die es ernst meinten mit den obersten Klosterregeln von Gehorsam und Armut. Adolf hatte 1239 ein Franziskaner-Kloster gegründet, in das er auch einzog (heute ist dort die Handelskammer). Die Zisterzienser bezogen sich auf die Stadt Citeaux in Burgund, wo 1098 adlige Männer zurück zu christlichen Wurzeln wollten, um in Einöden, gern auf sumpfigen Böden, alles selbst zu erarbeiten - in Demut und Armut. Auch die Franziskaner waren eine neue, städtische Bewegung, sie betrieben in braunen Kutten Armen-und Seelenpflege. Alle diese (Männer-) Bewegungen und religiösen Aufbrüche faszinierten Frauen. Etliche überwanden die Widerstände der Kirchen-Obrigkeit und setzten hartnäckig und zäh auch die Gründung von Frauenklöstern durch. Das erste Zisterzienserinnen-Kloster entstand 1123. Sie mussten sich von Männern kontrollieren und einengen lassen – anfangs war ihnen das Verlassen des Klosters und auch das Sprechen weitgehend verboten. Vermutlich hielten sich die ersten daran. Auch an die 7 Gebete ab 2 Uhr morgens und die 7 Stunden Kirchendienst. Nicht immer aus Überzeugung, sondern auf Druck ihrer wohlhabenden Elternhäuser, verbrachten viele Nonnen ihr Leben im Kloster. Es waren zunächst adlige, später bürgerliche Mädchen und Frauen der Oberschicht. Ein Blick ins nahe Hamburg: die Stadt profitiert von ihrer zentralen Lage und wächst, die Alster wird aufgestaut, das Brauen von Bier gewinnt an Bedeutung, das erste Rathaus steht, eine erste Ziegelmauer umschließt die Stadt.
Zwei Männerklöster sorgen fürs Seelenheil der etwa 5.000 EinwohnerInnen - ebenso das Nonnenkloster „valle virginium“ (Frauental). Die Nonnen betreiben außerdem eine Krankenstation und eine Schule für Mädchen. Und sie wirtschaften geschickt, denn im 14. Jahrhundert besitzen sie mehr Land als die Stadt Hamburg. Die Dörfer Alsterdorf, Eimsbüttel, Eppendorf und Winterhude gehören dem Kloster. Bei der Reformation knapp drei Jahrhunderte später wird den Nonnen das Dach überm Kopf abgerissen. Die nunmehr lutherischen Ratsherren haben entschieden, dass ihr Leben nicht mehr gottgefällig ist.
Bildquelle: Zeichnung Birgit Kiupel
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